So spontan (und unvorbereitet) wie nach Edinburgh bin ich zuvor noch nie gereist: Am Mittwochmittag habe ich meinen Flug gebucht, am Donnerstagmorgen saß ich schon im Flieger und um neun Uhr war ich dann schon in der Stadt. Und obwohl alles so spontan war, hat alles perfekt geklappt – besser hätte ich es nicht planen können.
Der Kurztrip nach Schottland war für mich gleichzeitig die erste Reise nach Großbritannien; bisher hat es mich eher in den Süden oder nach Skandinavien getrieben.

Edinburgh hat mir wahnsinnig gut gefallen – die grünen Hügel drum herum, die schönen Backsteinhäuser, die kleinen Cafés und Pubs. Am liebsten wäre ich noch länger geblieben, hätte einen Roadtrip gemacht, wäre in den Highlands wandern gegangen. Oder ans Meer gefahren.

Und ja, man hört tatsächlich oft jemanden Dudelsack spielen. Oder begegnet Männern im Schottenrock. Manchmal stimmen Klischees eben auch.
Mit knapp 493.000 Einwohnern ist Edinburgh nach Glasgow die zweitgrößte Stadt Schottlands. Den Großteil der Sehenswürdigkeiten erreicht man bequem fußläufig. Ansonsten kommt man mit dem Bus oder der Straßenbahn von A nach B (Tagesticket: 4 Pfund, Einzelfahrt 1,70 Pfund); allerdings nehmen die Fahrer nur Münzgeld und man sollte passend zahlen – Rückgeld gibt es nämlich nicht.

Museen und Kultur
In kaum einer Stadt finden so viele Festivals statt wie in Edinburgh: Allein während des Edinburgh Festivals, einer Reihe von Festivals im August und September, kommen zwei Millionen Besucher in die Stadt. Wenn ihr also vorhabt, in dieser Zeit herzureisen, solltet ihr euch frühzeitig um eine Unterkunft kommen.
Ein großer Pluspunkt von Edinburgh ist, dass nahezu alle (Dauer-)Ausstellungen der Museen nichts kosten. Ihr könnt also jederzeit ins Museum und wenn es euch nicht gefällt, geht ihr einfach wieder.
Ich war in den knapp drei Tagen leider nur in drei Museen und einer Galerie – mehr war zeitlich nicht drin:
Scottish National Gallery of Modern Art
Etwas außerhalb befindet sich die Scottish National Gallery of Modern Art. In den zwei zusammengehörigen Museen werden – wie der Name impliziert – neuere Kunstwerke gezeigt. Da mir moderne Kunst immer mehr gefällt, fand ich das Museum auch am besten.

Der Dumont schreibt darüber:
„In den hellen, modernen Sälen ist alles versammelt, was in der Modernen Kunst Rang und Namen hat.“
Dazu gehören unter anderem Picasso, Matisse, Warhol, Dalí, Magritte.



Schön fand ich auch, dass sich die Besucher auf einer wandgroßen Tafel selbst verewigen können – zumindest solange, bis die nächsten die Kreidekritzeleien übermalen. Der Museumsgarten ist auch sehr toll.
Scottish National Gallery of Modern Art
Adresse: 75 Belford Rd
Öffnungszeiten: täglich 10–17 Uhr
Website
National Gallery of Scotland
In der National Gallery of Scotland sind unter anderem Werke von Botticelli, Rembrandt, Rubens und Van Gough zu sehen – also eher ältere Kunst. Das Museum erinnert an die Hamburger Kunsthalle.

National Gallery of Scotland
Adresse: The Mound
Öffnungszeiten: täglich 10–17 Uhr, Do bis 19 Uhr
Website
City Art Centre
Das Zentrum für bildende Kunst in Schottland ist das City Art Centre. Als ich da war, wurden leider gerade zwei Etagen umgebaut. Zu sehen waren deshalb nur wenige Gemälde von schottischen Künstlern.
City Art Centre
Adresse: 2 Market St.
Öffnungszeiten: Mo bis Sa 10–17 Uhr, So 12–17 Uhr
Eintritt: frei
Website

Fruit Market Gallery
Ein kleiner Hipster-Buchladen mit Café und Galerie – oder doch andersrum? Jedenfalls wird dort zeitgenössische Kunst gezeigt; als ich da war die von Lee Lozano. Leider fand ich die nicht so ansprechend; aber über Kunst lässt sich ja streiten.
Fruit Market Gallery
Adresse: 45 Market St.
Öffnungszeiten: 11–18 Uhr
Website
Weitere Museen, die ich mir gern noch angeschaut hätte:
- Scottish National Portrait Gallery
- National Museum of Scotland
- Writer’s Museum

Cafés und Restaurants
Mir wurden so viele Cafés, Pubs und Restaurants empfohlen – noch mal Danke an dieser Stelle! –, ich könnte vermutlich immer noch weitere Locations testen.
- Viele Cafés schließen bereits um 16 Uhr.
- Der Service in den Cafés und Restaurant lässt manchmal etwas auf sich warten.
- Fast überall bekommt man Leitungswasser gratis.
- Das Preisniveau für Kaffee, Bier und Speisen ist mit dem in Deutschland vergleichbar – teilweise ist es etwas teurer, teilweise aber auch günstiger.
Mit den besten Kaffee hatte ich im Café der National Galleries of Scotland. Im Souterrain des Museums befindet sich das kleine Café; man bestellt am Tresen, wer den Kaffee in der Tasse und nicht to go nimmt, bekommt einen kleinen Rabatt. Darüber hinaus werden Kuchen, Scones und andere kleine Snacks angeboten.

Coates Café
Im Coates Café habe ich nur einen Milchkaffee getrunken; der war aber lecker. Die Einrichtung ist ganz hübsch – die Decken sind mit Stuck, die Bar mit schwarzweiß gemusterten Fliesen verziert.
Coates Café
Adresse: 62 Haymarket Terrace
Öffnungszeiten: täglich 8–16 Uhr
Cowan & Sons
Dieses Café hat uns echt gerettet: Wir waren total geschwächt, übermüdet und fast schon hangry – mit jedem Bissen unserer Focaccias ging’s uns wieder besser. Es gibt viele vegane Snacks, Kuchen und natürlich auch guten Kaffee.

Cowan & Sons
Adresse: 33 Raeburn Pl
Öffnungszeiten: täglich 8.30–17 Uhr, Do bis So außerdem 18–22 Uhr
Grams
Das Grams in der Neustadt ist recht klein, hat aber sehr guten Kaffee und leckere Smoothie-Bowls. Die Pancakes sollen auch gut sein.


Gram
Adresse: 16 Clifton Terrace
Öffnungszeiten: Mo bis Fr 8.30–16 Uhr, Sa und So 10–16 Uhr
Website
Hula Juice Bar
Eines dieser Hipster-Cafés in der Victoria Street. Auf der Speisekarte (Frühstück) stehen zum Beispiel (vegane) Smoothie-Bowls, frisch gepresste Säfte, Avocado-Toasts. Der Kaffee war gut.

Hula Juice Bar
Adresse: 103-105 W Bow
Öffnungszeiten: täglich 8–18 Uhr
Website
Paradise Palms
Paradise Palms, das ist ein Erlebnis für sich: Alles ist im Dschungel-Stil dekoriert, von der Decke hängen aber Kuscheltiere. Alles etwas trashy, aber irgendwie auch cool.

Man kann etwas essen oder abends auch (Cocktails) trinken. Ich kann auf jeden Fall die Chili Cheese Fries empfehlen – wenngleich etwas pervers.

Paradise Palms
Adresse: 41 Lothian St
Öffnungszeiten: täglich 12–1 Uhr
Website
Saboteur
Das Saboteur bietet vor allem vietnamesische Speisen wie Sommerrollen und Phos, aber auch Currys an. Etwas merkwürdig ist, dass manche Gerichte in einer Pappbox serviert werden – also auch wenn man im Lokal isst. Insgesamt hat es gut geschmeckt. Das Restaurant gehört übrigens zum Ting Thai – allerdings ist dort die Schlange viel länger, im Saboteur bekommt man schneller einen Platz.
Saboteur
Adresse: 19-20 Teviot P
Öffnungszeiten: täglich 11.30–22 Uhr, Do und Fr bis 23 Uhr
Website

The Library Bar
The Library Bar gehört zum Campus – dementsprechend trifft man überwiegend Studenten. Die Bar besteht aus mehreren Räumen und ist ziemlich groß.
The Library Bar
Adresse: 13 Bristo Pl
Öffnungszeiten: Mo bis Do 9–23 Uhr, Fr bis So 9–3 Uhr
The Herbivore Kitchen
Das Café ist in der Nähe der Universität. Angeboten werden Pancakes, Brownies und Porridge; wir hatten leider Pech, an dem Tag gab es keine Haferflocken – und damit auch kein Porridge.

Aber die Brownies und Pancakes waren auch lecker. Die Einrichtung ist ganz gemütlich, auf der unteren Etage sind noch viele weitere Plätze.
The Herbivore Kitchen
Adresse: 65 Clerk St
Öffnungszeiten: Mo bis Fr 10–16 Uhr, Sa und So 9–17 Uhr
Website
Tigerlily
Wir waren für eine Party da; ich war aber so müde, dass ich bald wieder gegangen bin. Wenn keine Events dort stattfinden, ist es „eine Kombination aus allem, was hip ist“, wenn es nach dem Dumont geht – Restaurant, Café und Bar.
Tigerlily
Adresse: 125 George St.
Öffnungszeiten: täglich 11–1 Uhr

Diese Bars, Cafés und Restaurants wurden mit von Freunden, Bekannten und auf Instagram ansonsten noch empfohlen:
- Artisan Roast (guter Kaffee)
- Bibi’s Cake Boutique (Kuchen, Macarons, Cupackes)
- Bramble Bar (Cocktails)
- Brew Lab (guter Kaffee)
- Eteaket The Boutique (günstiger Tee)
- Deacon’s House Café (Café)
- Finnegan’s Wake (Bar) – https://www.finnegans-wake.co.uk/edinburgh
- Forest Café (Café / Bar)
- Henderson’s (vegan / vegetarisch)
- Hoot the Redeemer (Bar)
- Lovecrumbs (Kuchen)
- Machina Espresso (Kaffee)
- Mary’s Milk Bar (Eis)
- Mimi’s Bakehouse (Scones)
- Panda & Sons (Cocktails)
- Salt Café (Kaffee)
- Ting Thai (Essen / asiatisch)
- The Pantry (Brunch)
- Urban Angel (Brunch)
- Wellington Coffee (Kaffee)

Fotospots und schöne Orte
Edinburgh hat so viele schöne Ecken, sodass es schwerfällt, eine Auswahl zu treffen. Meine Hotspots:
Arthur’s Seat
Arthur’s Seat ist mit 251 Metern der höchste der sieben Vulkanberge Edinburghs. Von beinahe jedem Punkt kann man den im Holyrood Park gelegenen Hausberg der Stadt sehen.

Ganz oben waren wir nicht, stattdessen haben wir uns den Sonnenuntergang über der Stadt von den Klippen davor, den Salisbury Crags, angesehen. Das geht schneller und die Sicht ist genauso schön, meinte die Freundin, mit der wir oben waren.
Natürlich ist man hier zum Sonnenuntergang nicht alleine – aber es ist trotzdem nicht überfüllt. Ein ruhiges Plätzchen findet sich immer.



Im Holyrood Park befindet sich außerdem der Königspalast und das Kunstmuseum Palace of Holyroodhouse, die offizielle Residenz der Queen (Eintritt: 11,60 Euro). In der Nähe ist übrigens auch das schottische Parlament, der Eintritt ist frei.
Calton Hill
Inmitten der Stadt liegt der kleine Bruder von Arthur’s Seat, Calton Hill. Schon von hier hat man eine wunderschöne Aussicht auf die Stadt – und das schon nach einem kurzen (Treppen-)Aufstieg.



Etwas seltsam ist der Mix der verschiedenen Architekturstile der Bauwerke auf Calton Hill.
Dean Village. Water of Leith Walkway und Stockbridge
Die beiden Vororte Deanvillage und Stockbridge haben mir mit am besten gefallen in Edinburgh. Von der National Gallery of Modern Art gelangt man entlang des wunderschönen Uferwegs Water of Leith Walkway zum Botanischen Garten.

Stockbridge kam mir sehr hip vor – viele Cafés, Secondhand-Geschäfte und ein sonntägliche Markt prägen das Bild des Viertels.


Königlicher Botanischer Garten
Der Royal Botanic Garden ist der älteste Garten Großbritanniens. Die Parkanlage ist sehr gepflegt, als Highlight gelten die (kostenpflichtigen) Gewächshäuser. Wer sich nicht so für Pflanzen interessiert, kann auch einfach etwas auf der Wiese liegen, lesen und die Sonne genießen.

Royal Botanical Garden
Adresse: Arboretum Pl.
Öffnungszeiten: März bis September 10–18 Uhr, Februar und Oktober 10–17 Uhr, Rest des Jahres bis 16 Uhr
Eintritt: für den Park kostenlos, für die Gewächshäuser zahlt man fünf Pfund
The Meadows
Die Meadows sind die grüne Lunge Edinburghs, wenn man es mit einer Floskel ausdrücken möchte. Jedenfalls trifft sich in diesem Park an sonnigen Tagen gefühlt die halbe Stadt zum Chillen, Spielen und Grillen. Als wir da waren, haben gerade die Zierkirschenbäume angefangen zu blühen – richtig schön.

Victoria Street
Eine der schönsten Straßen Edinburghs ist die Victoria Street. Die bunten Häuser winden sich an eine Kurve entlang, darin befinden sich unter anderem Läden mit Harry-Potter-Fanartikel, Mitbringseln, Stehrumchens und Postkarten.

Edinburgh Castle
Die Burg von Edinburgh ist laut Dumont die meistbesuchte Sehenswürdigkeit Schottlands. In meiner Kindheit und Jugend war ich in so vielen Burgen und Schlössern, dass ich das Edinburgh Castle getrost auslassen konnte. Der Eintritt ist mit 16,50 Pfund auch relativ hoch.

Aber auch von außen gibt die Burg etwas her; von oben hat man eine schöne Aussicht über die Stadt.
Edinburgh Castle
Adresse: Castlehill
Öffnungszeiten: April bis September: 9.30–18 Uhr, Oktober bis März: 9.30–17 Uhr
Website

Friedhöfe
Friedhöfe als Sehenswürdigkeiten in einen Blogpost festzuhalten, fühlt sich etwas merkwürdig an. Tatsächlich haben mir in Edinburgh aber zwei Friedhöfe gefallen: der Greyfriars Kirkyard und der Old Calton Burial Ground.

Der Greyfriars Kirkyard ist insbesondere wegen Bobby, des Hundes, bekannt. Der Geschichte nach hatte Bobbys Besitzer eine tiefe Freundschaft zu dem Terrier. Nach seinem Tod bewachte Bobby sein Grab und blieb seinem Herrchen weiter treu – was Dutzende Menschen anlockte, die den Hund sehen wollten. Heute hat Bobby sogar eine eigene Statue. Hinzu kommt, dass sich J.K. Rowling hier für die Friedhofsszene im vierten Band von »Harry Potter« inspirieren ließ und auch einige Namen des Buchs von diesem Friedhof stammen.


Der Old Calton Burial Ground ist etwas verfallen, aber genau das gibt ihm eine besondere Atmosphäre. Außerdem hat man eine schöne Aussicht auf den Calton Hill und einen Teil der Stadt.
Kirchen

Edinburgh hat Dutzende Kirchen. Besonders schön fand ich St. Giles Cathedral, Greyfriars Kirk und St. Mary’s Cathedral.
Leith
Leith soll auch sehr schön sein; leider hat es von der Zeit nicht mehr dahin gereicht. Aber allein wegen der Uferpromenade lohnt es sich wohl.
Shopping
Die meisten Mainstream- und High-Class-Geschäfte befinden sich in der Princess Street, der George Street und der Queen Street. Edinburgh hat aber auch sehr viele Secondhand- und Vintageläden mit guten Preisen, besonders in Stockbridge in der Straße Raeburn Pl.
Armstrongs Vintage
Meine Lieblingskette der Vintagegeschäfte ist auf jeden Fall Armstrong. Hier findet ihr wahrscheinlich aus jeder Dekade der vergangenen fünfzig Jahren etwas. Alles ist schön sortiert – nach Hosen, Hemden, Pullis, Shorts usw. Und es gibt jede Menge zu entdecken. Plus: Die Preise sind human.

Armstrongs Vintage
Adresse: 81-83 Grassmarket
Öffnungszeiten: Mo bis Do 10–17.30 Uhr, Fr bis So 10–18 Uhr
The Red Door Gallery
Prints, Postkarten, Illustrationen – all das und noch viel mehr findet man in der Red Door Gallery.
The Red Door Gallery
Adresse: 42 Victoria St.
Öffnungszeiten: täglich 10–18 Uhr, So nur bis 17.30 Uhr
Paperchase
Okay, ich habe eine Schwäche für alles, was aus (schönem) Papier besteht. Ein Laden wie Paperchase ist da vielleicht nicht unbedingt das Beste: Denn darin findet man zig Postkarten, Prints, Notizbücher, Hefte usw.

Paperchase
Adresse: 77A George St
Öffnungszeiten: täglich 9.30–18 Uhr, So nur bis 17 Uhr, Do bis 19 Uhr
Website
Wenn ihr Whiskey kaufen wollt, geht ihr am besten zu Usquabae; Gin bekommt ihr bei der Edinburgh Gin Distillery.

Sonstiges
In Edinburgh werden zahlreiche Stadtführungen angeboten, wir waren bei einer Free Walking Tour von Sandeman – entlang der Royal Mile, am Writer’s Museum vorbei, ein kurzer Blick auf das Castle, zum Grassmarket und Greyfriars Graveyard. Obwohl wir davor einiges schon angeschaut haben, hat sich die Tour gelohnt. Einfach, weil wir noch viel mehr über die Stadt erfahren haben. Neben Sandeman gibt es natürlich auch noch weitere Anbieter.
Es gibt auch thematische Touren, wie die Harry-Potter-Tour, The Dark Side Tour, New Town Tour, Witchery Tour oder Literary Pub Tour.

Wart ihr schon mal in Edinburgh? Was sind eure Tipps?
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